Wer gute Königinnen benötigt, der sollte züchten!
Hans-Joachim Totzek, Norddeutsche Peschetz Zuchtgemeinschaft e.V.
Für jede/n Imker/in sollten junge, gut ausselektierte Königinnen das Rückgrat der Imkerei bilden. Diese Königinnen werden gebraucht, um Jungvölker und Ableger aufzubauen oder um die Altvölker durch Umweiseln zu verjüngen. Denn junge vitale Königinnen haben eine bessere Legeleistung und bilden somit größere Völker. Daraus resultieren größere Honigerträge und eine bessere Gesundheit, wichtig z.B. für die Überwinterung. Auch wenn die theoretische Lebenserwartung einer Königin bis zu 5 Jahre betragen kann, so ist sie nach einem Entwicklungsjahr und 2 Leistungsjahren über ihren Leistungshöhepunkt gekommen! Zusätzlich schmälern eingesetzte Pestizide in der Landwirtschaft sowie selbst eingesetzte Varroa-Behandlungsmittel oder Desinfektionsmittel die Lebenserwartung unserer Bienen und letztendlich die der Königin. Alle diese Faktoren zeigen uns, dass der Freizeitimker und erst recht der Erwerbsimker auf gute Königinnen nicht verzichten kann. Selbst bei einem Bedarf von mehr als drei Königinnen lohnt sich preislich und qualitativ eine eigene Königinnenzucht.
Der größten Fehler ….
Um dieses Vorhaben der eigenen Zucht zu unterstützen, möchte ich auf den größten Fehler bei der Fertigstellung von EWKs für Belegstellen hinweisen.
- Entscheidend für eine kleine, funktionierende Volksgemeinschaft im Einwabenkästchen sind junge Bienen (Ammenbienen). Wissenschaftliche Versuche haben gezeigt, um ein kleines Brutnest aufzubauen, müssten der Königin mindestens 30 Jungbienen zur Verfügung stehen!
Das bedeutet, es sollten 2 Suppenkellen Jungbienen ins EWK eingefüllt werden, um eine gute Nestversorgung zu garantieren. Die Füllmenge sollte 60 % des Innenraumes ausmachen, das kann man gut an der Glasscheibe der EWKs abschätzen.
- Beim Einfüllen veranstalten Sie bitte kein Wasserboarding, es verringert die Lebenserwartung der Biene bis zu 50 %! Selbst mit dem Wassernebel aus der Sprühflasche sollte man sparsam umgehen.
- Die besten Pflegebienen stammen aus dem Sammelbrutableger.
Mit den aus 7-9 Brutwaben stammenden jungen Bienen unseres Brutablegers haben wir die idealen Pflegebienen für die EWK-Befüllung. Warum? Sie haben uns die Königinnen im Zuchtrahmen herangezogen und mussten lange Zeit ohne eigene Königin ausgekommen.
Diese Bienen wollen eine Königin, deshalb gibt es keine Probleme beim Zusetzen der Jungkönigin.
Alternativ: Es geht auch mit Pflegebienen aus dem Honigraum von weiselrichtigen Völkern. Dabei ist es wichtig, dass man sie aus mehreren Völkern entnimmt, so werden die verschiedenen Pheromone überlagert und die Weiselzugehörigheit unterdrückt!
Das Zusetzen der Königin kann zur Sicherheit auch erst am nächsten Tag erfolgen! In dieser Zeitspanne wird sich die Weisellosigkeit verstärken und folglich die Annahme erhöhen.
- Ein ineinanderlaufender Siebkasten mit großem Trichter ist zu empfehlen. Alle Bienen auf den Waben werden in den Trichter abgestoßen /abgefegt. Den Kasten kurz aufstoßen, dadurch rutschen die Bienen auf die am Boden eingesetzte Puffer- Schaumstoffmatte. Jetzt kann der etwas kleinere Kasten mit dem unten angebrachtem Absperrgitter eingesetzt werden; er stoppt bei einer Mindesthöhe von 3cm über dem Boden, um keine Bienen zu quetschen. Zum Schluss wird der Deckel mit dem Trichterloch aufgelegt. Das Durchsieben geschieht von selbst, denn weisllose Bienen laufen problemlos durchs Sieb und zum Licht hin. Nun den Deckel vom Siebkasten abnehmen und die Altbienen abfliegen lassen. Jetzt können wir in Ruhe die am Kasteninnenrand sitzenden Bienen entnehmen und in die vorbereiteten EWKs füllen.
Warum sind junge Bienen für die Zucht geeignet?
Nach dem Schlupf versorgen die Jungbienen in der ersten Entwicklungsstufe ältere Larven mit einem Brei aus Pollen und Honig. Nach 6 bis 12 Tagen folgt die wichtige zweite Entwicklungsstufe der Jungbienen, jetzt bilden sich ihre paarigen Kopfspeicheldrüsen voll aus. Der Entwicklungshöhepunkt als Pflegebiene (Ammenbiene) ist damit erreicht. Sie produziert in dieser Zeit den wichtigen Futtersaft (Gelée Royal), ein Sekret zur Fütterung von Brut und Königin. Erst jetzt beginnt auch die intensive Pflege und Betreuung der Königin, dabei nehmen sie die über die hinteren Rückenschuppen der Königin abgesonderte Botenstoffe, die sogenannten Pheromone auf. Durch Kontakte (z. B. Futterübergabe) unter den Bienen werden diese Pheromone zusätzlich ausgetauscht und verteilt. Die Steuerung der „gesellschaftlichen Ordnung“ und den „Wohlfühlfaktor" sind damit gesichert. Wichtig, der Pheromonanteil ist bei den Ammenbienen am höchsten, dadurch wird die lebenswichtige Bindung zur Königin aufgebaut.
Flugbienen sind unerwünscht
- Es dürfen keine Pflegebienen aus Schwärmen und abgefischte Flugbienen verwendet werden. Ihre Futtersaftdrüsen haben sind altersbedingt verändert und dienen zum Fermentieren von Honig und Pollen! Ihre Lebenserwartung ist außerdem bei ca. 5 bis 10 Tage sehr begrenzt. Diese Bienen haben kein Interesse mit einer unbegatteten Königin ein Brutnest aufzubauen. Im Gegenteil, sie stammen aus einem funktionierenden weiselrichtigen Volk, so ist die junge Königin in höchster Gefahr abgestochen zu werden.
Es ist ein Warnzeichen, wenn vor dem Zusetzen der Königin viele Bienen an der EWK-Glasscheibe planlos herumlaufen, anstatt sich zu einer Bautraube zu formieren. Dann sollte man den Mut haben, dieses EWK aufzulösen und erneut zu befüllen.
Geben Sie Ihrer jungen Königin einen guten Start ins Bienenleben, sie wird es Ihnen danken!